Tzurezuregusa - Betrachtungen aus der Stille
Hörspielbearbeitung - ein Hörspiel von Yoshida Kenko, EIG 2020
Im Japan des 14. Jahrhunderts, in einer Epoche politischer Unruhe, verfasste der buddhistische Mönch Yoshida Kenk? (1283-1350) seine berühmten "Betrachtungen aus der Stille" - eine Sammlung von Reflexionen über die Vergänglichkeit des Lebens, die Schönheit des Unvollkommenen und die Sehnsucht nach Einfachheit. Kenk? stammte aus einer alten japanischen Priester- und Gelehrtenfamilie und war Hofmeister, Offizier der kaiserlichen Palastwache und Dichter, bevor er sich mit etwa vierzig Jahren aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzog und in den Mönchsstand eintrat. Seine Aufzeichnungen wurden erst nach seinem Tod in seinen zwei Hütten auf an den Wänden haftenden Papieren entdeckt.
Oskar Benl, der die "Betrachtungen aus der Stille" ins Deutsche übertragen hat, schreibt in seinem Nachwort: "Kenk? besaß in hervorragendem Ausmaß die ganze Bildung seiner Zeit. Er war mit dem Konfuzianismus nicht weniger als mit dem Taoismus von Lao-tse und Chuang-tse und deren Ideal des ´Nicht-Handelns´ (Wu-wei) vertraut. Er ist zutiefst dem sinnlosen Hasten und Jagen dieser Welt abgeneigt und sehnt sich nach der friedlichen, ganz dem Erleben der Schönheit hingegebenen Heian-Zeit zurück, für die der berühmte, aber kaum übersetzbare Begriff des ´monono aware´ bezeichnend ist. ´Mono no aware´ begreifen, heißt: sich von denDingen der Welt bewegen lassen, die Erscheinungen der Jahreszeiten innig miterleben und in der Liebe unbedingt der Stimme des Herzens folgen.
"Die Auswahl der Autoren stellt überzeitliche Motive des Textes in den Vordergrund und formuliert behutsam eine ins Heute strahlende Substanz, stets geknüpft an die in minimal differenzierenden Farben agierende Interpretation von Ulrich Gerhardt: "Würde man nicht hinschwinden wie der Tau auf dem Adashi-Feld und nicht flüchtig vergehen wie der Rauch auf dem Toribe-Berg, sondern ewig leben - wie könnte man da die zaubervolle Melancholie erfassen, die in allen Dingen webt?"
Zwischen Naturbildern, Betrachtungen über Liebe und Freundschaft und der Mahnung zur Gelassenheit entfaltet sich eine Philosophie, die den Menschen nicht als Herrscher, sondern als Teil des flüchtigen Ganzen begreift. "Allein bei seiner Lampe sitzen, Bücher vor sich aufgeschlagen und so Menschen zu Freunden haben, die nicht mehr auf dieser Welt weilen - es kann nichts Schöneres geben."
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